Puh, das war ein ganz schöner Gewaltmarsch. 41 km heute, dadurch sind für morgen nur noch 16 übrig ?. Wieder mal ein traumhafter Tag. Gegen kurz nach 8 geht es los. An der Bar gestern stand, die nächste gäbe es erst in 14 km. Stimmt aber nur, wenn man dem regulären Camino folgt. Ich habe eine kleine App geladen, die den Weg in Google Maps bereitstellt, und dort ist noch der alte Weg eingezeichnet, 4 km länger, und es kommt ein Café nach 6 km. Die Regierung/Xunta/was auch immer hat letzten Sommer die Strecke abgeändert, warum, ist unklar. Mit Hilfe der Karte will ich den ursprünglichen Weg laufen. Es gibt hier keine Wegsteine mehr und nur noch vereinzelte Pfeile. Ohne Navigation quasi unmöglich und selbst mit habe ich mich einmal verlaufen, da ich nicht auf die Satellitenbilder geachtet habe. Schon verrückt, dass Google weiß, wie es irgendwo in Spanien im Wald aussieht ?. Habe es aber dann doch geschafft und es war der Wahnsinn.
Waldweg:
Frühstück:
Weiter geht’s, ab und zu Pfeile, alte Infotafeln und Wegweiser:
Letztes Jahr war es ein Trip mit Fremden, die zu Freunden wurden. Dieses Jahr hat der Camino für mich so wesentlich mehr an Magie gewonnen, dass es mir eiskalt den Rücken hinunterläuft, und ich habe gedanklich schon diverse neue Projekte in Planung. Es ist nicht mehr nur irgendein Fernwanderweg mit fragwürdigem geschichtlichen Hintergrund. Camino ist Leben, Genießen, ganz im Moment sein, Inspiration, Einfachheit, Therapie und Aushalten.
Man beachte jene epische Aussicht:
In Bruma gibt es eine Herberge, nur gucken, nicht übernachten. Unterwegs habe ich deren Hospitalero getroffen und ein Schwätzchen gehalten. Dann noch eine kurze Einkehr, viel kommt bis Sigüeiro nicht mehr.
Es bleibt hübsch, sogar eine Herde Schafe gilt es zu umpilgern:
Die letzten 6 km sind leider kein Genuss, es geht parallel zur Autobahn und durch ein Industriegebiet, ohne das eine nicht das andere. Es dauert Stunden, bis ich einen anderen Pilger treffe. Diese Einsamkeit war super, ich habe wieder viel nachdenken können, das alles ist wirklich ein ganz großes Geschenk. Im letzten Café empfiehlt mir die Bardame eine Unterkunft im Zielort, es gibt hier nur private. Das Zimmer teile ich mir mit 4 anderen, ist in Ordnung, aber ich freue mich nun wirklich auf die 2 Nächte in Santiago, in denen niemand schnarcht, raschelt oder zu früh das Licht an oder aus macht. Außerdem wird es selbst in Spanien langsam Herbst, abends und morgens sinken die Temperaturen in den einstelligen Bereich, schlecht, wenn man nur eine Fleecejacke dabei hat. Nun heißt es einmal noch „Ultreia!“, gute Nacht.